Ontogenese

Ontogenese: Entwicklung von der befruchteten Eizelle zum adulten Tier

Mit der Befruchtung der Eizelle beginnt die Entwicklung eines neuen Organismus, die Individualentwicklung oder Ontogenese. Diese weist bei mehrzelligen Tieren (Metazoa) eine Reihe charakteristischer Phasen auf:

Furchung: Die ersten Teilungen der befruchteten Eizelle (Zygote) sind oberflächlich als Furchen zu erkennen. Je nach Verteilung des Dotters im Ei treten verschiedene Furchungstypen auf, die jeweils entstehenden Zellen werden Blastomere genannt. Diese bilden dann meist eine Hohlkugel, die Blastula. Deren Begrenzung wird durch eine einheitliche Schicht von Blastomeren gebildet, diese umschließt die primäre Leibeshöhle, das Blastocoel.

Keimblatt-Bildung: Durch die Ablösung der Keimblätter entsteht aus dem Blastoderm ein mehrschichtiges Gebilde. Zunächst bilden sich das Ektoderm als äußere und das Entoderm als innere Schicht. Das Entoderm umschließt einen neuen Hohlraum, den Urdarm = Gastrocoel. Der Keim wird nun als Gastrula bezeichnet. Bei Schwämmen, Nesseltieren und anderen differenziert sich die Gastrula direkt zum „fertigen Tier“ aus. Bei höher entwickelten Metazoen (Coelomata) tritt noch ein drittes Keimblatt, das Mesoderm hinzu. Das Mesoderm entsteht aus einem Teil des Entoderms und bildet zwischen sich selbst und dem Entoderm einen neuen Hohlraum, die sekundäre Leibeshöhle = Coelom.

Organdifferenzierung: Aus den drei Keimblättern entwickeln sich die Organe des Tiers:
Entoderm: Mitteldarm mit Anhängen, Chorda dorsalis
Mesoderm: Blutgefäße, Exkretionsorgane, Gonaden (Keimdrüsen), Skelett- und Körpermuskulatur, z. T. (z. B. bei Wirbeltieren) auch Skelettmaterial
Ektoderm: Körperbedeckung, Vorder- und Enddarm, Nervensystem

Die histologische Differenzierung führt zu funktionsfähigen Organen, die Ontogenese ist damit abgeschlossen. Die Geschlechtsreife wird mit der Reifung der Gonaden erlangt.

Ontogenese bei Reptilien
Wegen des hohen Dotteranteils können Reptilien-Eier nicht mehr vollständig gefurcht werden, es geht daher nicht die gesamte Substanz der Eizelle in die Zellen des Embryos über. Dieser Typus wird als meroblastische Entwicklung bezeichnet.
Bei Reptilien und Vögeln (und anderen) erfolgt eine sogenannte discoidale Furchung: Nach der Befruchtung tritt am animalen Pol eine Keimscheibe hervor, die mit dem Periplasma, das den Dotter umgibt, in Verbindung steht (am vegetativen Pol konzentriert sich der Dotter).
Die gefurchte Keimscheibe hebt sich von der Dotter-Oberfläche ab, unter ihr entsteht ein Hohlraum, die Subgerminalhöhle.
Innerhalb der Eischale bilden sich Embryonalhüllen und die Allantois heraus: Eine äußere Hülle (= Serosa) umschließt sowohl den Embryo als auch den Dottersack. Dieser hebt sich während der Bildung der Hüllen vom Dotter ab und ist schließlich mit diesem nur noch durch den seilartigen Nabelstrang verbunden. Aus dem Ektoderm entstehende Falten umschließen einen flüssigkeitsgefüllten Hohlraum - das Amnion -, in dem sich der Embryo befindet und wie in einem „Miniaturaquarium“ entwickeln kann. Der äußere Abschnitt der Amnionfalten wird zum Chorion, das den Embryo und seine Anhangsorgane umhüllt.
Etwas später entsteht durch eine Ausstülpung des Enddarms die dritte Embryonalhülle. Diese formt einen großen Sack, die Allantois. Die Allantois dient als multifunktionales Stoffwechselorgan u. a. der Atmung und Exkretion. Sie breitet sich über die gesamte Chorionhöhle aus und verklebt mit der Innenseite des Chorions. Über beide Membranen erfolgt über die poröse Schale der Luftaustausch mit der Umgebung. Sobald die Embryonalhüllen gebildet sind, nimmt der Embryo seine typische Form an und wächst in die Amnionhöhle hinein.

Verwendete und weiterführende Literatur
ROMER, A. S. & T. S. PARSONS (1991): Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere. - Hamburg, Berlin (Parey).
SIEWING, R. (Hrsg.) (1980): Lehrbuch der Zoologie. Band I Allgemeine Zoologie. - Stuttgart, New York (Gustav Fischer).
SIEWING, R. (Hrsg.) (1985): Lehrbuch der Zoologie. Band II Systematik. - Stuttgart, New York (Gustav Fischer).

 
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