Natternhaufen



Eiablageplätze für Ringelnattern

 
Züngelnde Ringelnatter © Ina Blanke

Wozu bzw. wieso, weshalb, warum?


Ringelnattern (und Äskulapnattern) bevorzugen für die Eiablage verrottendes organisches Substrat. Dessen Wärme beschleunigt die Entwicklung der Gelege. Natürliche Eiablageplätze bieten zum Beispiel Angespül an Gewässern oder vermoderndes Holz.

Ohnehin anstehende Pflegearbeiten lassen sich oft gut mit der Anlage von „Natternhaufen“ kombinieren. Dies gilt sowohl für Entbuschungsmaßnahmen als auch für die Pflege von Grünland oder Röhrichten. Auch eine Schaffung „nur für die Schlangen“ ist nicht allzu schwer.


Wo?

Gute Eiablagepätze liegen sonnig bis halbschattig, windgeschützt und bieten gute Deckung. Sie sollten zudem nicht allzu weit von Gewässern (möglichst < 400 m, besser deutlich weniger) entfernt liegen und von dort möglichst sicher (Verkehr etc.) erreichbar sein.
Magerstandorte und Wuchsstätten seltener Pflanzen sind zu verschonen.

Eiablageplätze in der Nähe bestehender Ablageorte werden schneller gefunden und angenommen.
Einige alte Eihüllen im neuen Haufen können dies noch beschleunigen.

Leere Eihüllen nach erfolgreichem Schlupf

Mit Reisig abgedeckter Häckselhaufen


Nutzung von Landschaftspflegematerial für einen "Natternhaufen".

Foto: Otto Assmann.

Womit und wie viel?


Grobmaterial (starke Äste, dünne Stämme) + „Verrottungsmaterial“ (Mist, Wiesen-Schnittgut, Laub u. a.) + Zweige/Reisig zur Abdeckung.
Größere Haufen werden von den Weibchen bevorzugt, sie nehmen aber auch kleinere an. Ab einem Volumen von circa 1 m² ist die gezielte Anlage sinnvoll, besser ist es 2-5 m² zu verwenden. Sehr große Haufen von 50 m² und mehr wären - bei entsprechend langen Liegezeiten (die kaum mehr möglich sind) - perfekt.

Nach Möglichkeit sollten jeweils mehrere Nisthaufen angelegt werden.


Und dann?


Ab Ende Mai bis Mitte September ist mit Eiern zu rechnen. Zwischen Mitte Oktober und Ende März mit überwinternden (Jung-) Schlangen im Haufen.
Verrottete Haufen bzw. verrottetes Material sollten regelmäßig aufgefrischt oder durch neue ersetzt werden. Je nach Material ist das i. d. R. nach 1-3 Jahren nötig. Wallartig angelegte Haufen können jährlich verlängert werden.
Zu üppig wachsende Vegetation sollte zurückgeschnitten werden.


Eiablageplätze am Ortsrand.
Foto: Ina Blanke

Schnittguthaufen am Rand einer Rasenflächen vor Gebüschen. Ina Blanke

Geht es auch genauer?


Aber ja!
Je nach Umgebung sind Mischungen aus unterschiedlichem Material geeignet: Schnittgut, Laub, Gartenkompost, Äste, Mist und Sägemehl. Gröberes Material (Holz, Schilf) sollte zuvor gehäckselt werden.


Große Haufen bieten eine größere Vielfalt an Feuchtigkeit und Temperaturen und können von sehr vielen Weibchen genutzt werden. Aber auch kleine Haufen (um 1 m³) werden angenommen. Als mittelgroß kann man Haufen mit Grundflächen um 10 m² ansehen.

Insbesondere zum Schutz vor Wildschweinen oder Weidetieren bieten sich Einfassungen der Haufen mit stärkerem Holz an. Eingefasste Haufen sind oft auch in Bereichen mit viel Publikumsverkehr sinnvoll (um nicht mit wilden Ablagerungen verwechselt zu werden und zu diesen zu verleiten). Für die regelmäßigen Auffrischungen ist es praktisch, wenn die Einfassung an einer Seite geöffnet werden kann.


Eier werden auch in Kompost und Misthaufen, in überjährige Heuballen und andere organische Materialien abgelegt.

Dort ist eine erfolgreiche Entwicklung der Gelege und eine erfolgreiche Überwinterung der Jungschlangen nicht gesichert. Daher können auch bei Vorhandensein von sonstigen Ablagemöglichkeiten eigens angelegte „Natternhaufen“ dem Artenschutz dienen.


Natterhaufen am Fluss.

Ein von RAVON für Amsterdamer Ringelnattern angelegter Haufen.

Foto: I. Blanke.


Bei der gezielten Anlage von Eiablagehaufen wird das „Verrottungsmaterial“ (Grünschnitt, z. B. von Wiesenmahd, Laub, Kompost, Mist oder gehäckseltes Schilf oder gehäckseltes Holz oder eine Mischung davon) auf ein „Grundgerüst“ aus Ästen und Stammstücken gegeben. Dieses Grobmaterial sorgt für ausreichende Belüftung und schafft Hohlräume und Einschlüpfe.

Auch das aufgeschüttete Verrottungsmaterial sollte immer wieder mit Ästen durchsetzt sein. Zum Schutz vor Prädatoren und als Deckung werden die Haufen mit Ästen und Reisig abgedeckt.


Laut RAVON/ARC ist es ideal, 1/3 Pferdemist mit 1/3 Grünschnitt, Laub oder Kompost und 1/3 Ästen und Zweigen zu mischen. Die Basis dieser Haufen bildet eine Schicht aus Laub oder Grünschnitt, darauf kommt eine Lage Äste und Stammstücke und darüber der Mist. Diese lockere Schichtung wird mit Reisig abgedeckt.


Neu angelegter Häckselhaufen mit Reisig als Schutz.

Foto: O. Assmann.

Mit Reisig abgedeckter Häckselhaufen


ASSMANN (2013) kombiniert Biotoppflege mit der Anlage von Nisthaufen aus Häckselmaterial, Ästen und Stammstücken. Dabei wird ausschließlich Laubholz verwendet, die Größe der Häcksel liegt bei 1-5 cm.
Ein solcher Haufen besteht aus 3-4 m³ Häckselmaterial und eingelagerten Stammstücken (Durchmesser ± 10 cm) und Ästen. Zum Schutz vor Prädatoren und als Deckung werden die Haufen mit Ästen und Reisig abgedeckt.
Das Material dieser Haufen verrottet nur langsam, solche Haufen werden teilweise noch nach 4 Jahren zur Eiablage genutzt.


Die AGAR in Hessen fasst ihre Haufen mit stabilem Holz ein. Die Balken können an einer Seite herausgenommen werden, das erleichtert die Wartung.

Die Basis des Haufens bilden auch hier unregelmäßig geschichtete starke Äste. Darauf kommt eine Mischung aus Pflanzenmaterial (Wiesenschnitt, Laub, Holzhäcksel, Sägemehl und Gartenabfälle) und etwa 10 % Mist von Pferden, Ziegen oder Schafen. In sehr nassen Jahren decken die Kollegen etwa die Hälfte der Nisthaufen mit einer Plane ab.


Im
Eiablagehaufen der AGAR. Foto: Ina Blanke
Portrait einer Äskulapnatter
Dort legen Äskulapnattern ihre Eier ab.  Foto: Ina Blanke

Verwendete und weiterführende Literatur :

Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Hessen e.V. (AGAR) (2010): AGAR-Empfehlungen zur Anlage von Eiablagehaufen für die Äskulapnatter.

ASSMANN, O. (2013): Anlage von Hackschnitzelhaufen als Eiablageplätze für Äskulapnatter und Ringelnatter. Species conservation: Artificial wood chip piles as nesting places for
Natrix natrix and Zamenis longissimus . - ANLIEGEN NATUR35(2), 2013: 16–21, https://www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/doc/an35201assmann_2013_hackschnitzelhaufen.pdf

karch (2011):Praxismerkblatt Kleinstrukturen: Eiablageplätze für Ringelnattern und andere Schlangen. - https://www.unine.ch/files/live/sites/karch/files/Doc_a_telecharger/Praxismerkblaetter/Reptilien/Praxismerkblatt_Eiablage.pdf


RAVON & ARC UK (2019): Creating snake egg-laying heaps. - https://www.arguk.org/downloads-in-pages/resources/advice-notes/443-ravon-arg-uk-grass-snake-egg-laying-heaps-flier-2019-pdf/file


Weitere Literatur


Kleiner und mit Holz gesicherter Natternhaufen auf einer Rinderweide. Foto: Wild Bunch Ranch.

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